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Interview mit Herry

Pastor Herry Laizer ist der Gründer und Direktor der Organisation Home of Hope. Belinda Robb von PROJECT NEEMA hat ihm ein paar Fragen zu seinem Aufwachsen in Ngaramtoni gestellt und wollte von ihm wissen, warum er sein Leben der Hilfe an seiner Gemeinschaft widmet.

1. Wie war es für Dich in Ngaramtoni aufzuwachsen?

Ich wurde in eine Familie mit 6 Kindern (5 Jungen, 1 Mädchen) hineingeboren. Meine Eltern sind beide Maasai, geboren in verschiedenen Dörfern. Mein Vater ist aus  Olevolos in Ngaramtoni, meine Mutter aus Olturoto in der Nähe von Arusha.

Als ich 4 Jahre alt war wechselte mein Vater die Arbeit und zog in ein kleines Dorf names Olokii ausserhalb von Arusha. Dort nahm er sich eine zweite Frau, gründete eine neue Familie und kehrte deshalb nicht mehr nach Olevolos zurück. Da er uns von da an nicht mehr unterstütze, wurde das Leben schwierig für meine Familie und wir mussten viel Leid erfahren.

Mit 10 Jahren schickte mich meine Mutter in die staatliche Schule. Nach der Primarschule konnte ich jedoch nicht an die weiterführende Schule, da meine Mutter kein Geld hatte um die Schulgebühren zu zahlen. Ich kehrte ins Dorf zurück und begann einerseits damit, Gemüse anzupflanzen und andererseits betätigte ich mich als Volontär in unserer Kirche. Ich wurde Lehrer an der Sonntagsschule, predigte im Dorf und bildete Leute aus. Nach 2 Jahren verliess ich das Dorf und ging ins Zentrum von Ngaramtoni, wo ich zusammen mit Freunden das Schreinern erlernte. Ich arbeitete dort ein paar Jahre und traf 1995 ein schönes Maasai Mädchen, das ich ein Jahr später heiratete.

Wir kehrten nach Olevolos in Ngaramtoni zurück um dort zu leben, denn es ist mein Zuhause und es ist der Platz an dem meine ganze Familie lebt. Zudem liebe ich meine Gemeinschaft und möchte ihr dienen. Um dies machen zu können wurde ich Pastor unserer Kirche, besuchte das Bibel College und gründete später die Organisation Home of Hope.

2. Warum wurdest Du Pastor?

Schon seit ich ein Kind war es mir eine Herzensangelegenheit  zu Lehren, Predigen und meine Gemeinschaft darüber zu informieren, dass die Unterdrückung von Frauen und Kindern schlecht ist. Menschen zu versorgen ist schwierig, denn man braucht selbst das wenige, das man hat, für andere.  Aber für mich ist es Teil meines Lebens, das was ich habe mit anderen zu teilen und ich bin sehr glücklich darüber Pastor zu sein, ich liebe meine Arbeit. Ich glaube zudem, dass Gott mich dafür gewählt hat, seinen Menschen zu dienen.

3. Warum hast Du die Organisation Home of Hope ins Leben gerufen?

Als Pastor helfe ich vielen Menschen in der Kirche, aber es genügt mir nicht, denn ich möchte meine ganze Gemeinschaft unterstützen. Wegen religiösen Barrieren oder Überzeugungen kommt nicht jeder in unsere Kirche; darum entschied ich mich dafür, Home of Hope zu gründen und jedem, der mich braucht,  den Kontakt zu mir zu ermöglichen. Das ist auch der Grund warum ich an Arbeitstagen keinen Anzug trage. Ich möchte keine spezielle Person sein; ich möchte für Jedermann zugänglich sein.

4. Warum fokussiert sich Home of Hope auf Frauen und Kinder?

Als ich ein kleiner Junge war erzählte mir meine Mutter Geschichten von ihr und anderen Frauen im Dorf. Sie erzählte mir was ihr und deren Ehemänner ihnen angetan hatten und zeigte mir Prellungen an ihrem Körper, die von den Schlägen meines Vaters kamen.

Auch erinnere ich mich dass es mir nicht möglich war nach der Primarschule weiterführende Schulen zu besuchen, weil mein Vater weggerannt war und uns mit unser Mutter allein zurück und leiden liess.  Meine Mutter stellte mir immer eine Frage am Ende ihrer Erzählungen: „ was würde passieren wenn Dein Vater weglaufen würde, und ich ebenfalls. Würdest Du leben oder sterben?“.  Sie sagte mir immer dass die Frau die Säule des Hauses ist und dass sie für ihre Kinder sterben würde.

Das lässt mich meinen Fokus auf die Kinder und Frauen richten, denn man kann sie nicht trennen. Sie werden zusammen leben oder zusammen sterben. Wenn man der Frau etwas gibt wird alles an die Familie gehen, aber wenn man dem Mann etwas gibt, erhält die Familie nur sehr wenig davon (nicht alle Männer sind so!). Auch überall auf der Welt ist es so; wenn etwas passiert, sind es die Frauen und Kinder welche keine Hilfe bekommen.

5. Warum denkst Du, ist es wichtig in Ngaramtoni eine Primarschule zu bauen?

Eine Primarschule in Ngaramtoni zu bauen wird den Kindern helfen eine gute Ausbildung zu erhalten, denn momentan erhalten nur die Kinder der Reichen eine qualitativ gute Ausbildung. Die armen Kinder gehen in überfüllte staatliche Schulen wo nur in Swahili unterrichtet wird.

Eine Primarschule wird Home of Hope helfen das Ziel, viele Kinder von armen Familien in eine bessere Schule zu schicken, zu erreichen. In der Zukunft werde ich glücklich sein, wenn mir diese Kinder helfen die Gemeinschaft zu unterstützen.

6. Warum denkst Du, dass Bildung wichtig ist?

Zur Zeit der Unabhängigkeit erklärte unser damaliger Präsident den Krieg gegen die 3 Feinde unserer Nation: Ujinga, Umaskini and Maradhi (Ignoranz, Armut und Krankheit)

Meiner Meinung nach ist Bildung die Lösung zur Bekämpfung! Wenn die Menschen gebildet sind, waschen sie ihre Hände und bekommen weniger Durchfallerkrankungen. Wenn Kinder in die Schule gehen können, werden sie später gute Arbeit finden und können ihre Familien unterstützen.

7. Gibt es noch etwas, das die Menschen auf der Welt über die Organisation Home of Hope und Deine Gemeinschaft wissen sollten?

Ich möchte die Welt wissen lassen, dass Hilfe und Unterstützung für Home of Hope auch Hilfe für die Gemeinschaft von Ngaramtoni bedeutet! Es gibt viele Kinder welche den Zugang in eine gute Schule brauchen, es gibt viele Frauen die Hilfe brauchen um ein kleines Geschäft aufzubauen um ihre Familien zu unterstützen. Es gibt auch viele Mädchen und junge Frauen die Unterstützung für  das Erlernen von Fertigkeiten benötigen, welche es ihnen ermöglichen werden, Geld zum Leben zu verdienen. Dies sind nur ein paar Herausforderungen denen wir uns hier in Ngaramtoni stellen, durch Home of Hope versuche ich, denen gerecht zu werden.